Am 24.08.2021 fand eine Exkursion zu den Beweidungsflächen im Pöllwitzer Wald in Thüringen statt. Mitarbeiter des LPV konnten sich beim Förster Herrn Zimmermann-Safar, dem Tierhalter Herrn Kießhauer von der Naturforschenden Gesellschaft Altenburg und Herrn Leo, ehemals UNB Greiz zu den Projektflächen informieren und erfahren, welche Risiken es bei Waldweideprojekten zu beachten gibt.
Die Offenlandflächen im Pöllwitzer Wald wirken auf den ersten Blick für den Betrachter deplatziert – der Wald oberhalb von Wellsdorf ist von dieser Fläche abgesehen dicht mit Bäumen bestanden. Den historischen Grund für ihre Existenz kennen vor allem Zeitzeugen, denn der Fläche ist heute kaum noch etwas anzusehen. Einige Bodenplatten lassen noch die ehemalige Nutzung des Geländes erahnen: hier existierte bis 1989 die Lehrgrenze, ein 1-km-langer originalgetreuer Mauerabschnitt. Hier befand sich nicht die Grenze, jedoch das Übungsgelände derer, die die tatsächliche Mauer später bewachen und im Notfall verteidigen sollten.
Soldaten der Nationalen Volksarmee haben diese Flächen mit dem Panzer bearbeitet. Nach Ende der DDR lag der ehemalige Truppenübungsplatz eine Zeit lang brach, sodass sich ausgedehnte Heidebestände dort entwickeln konnten. Seit dieser Zeit dringt die UNB darauf, die Flächen offenzuhalten und als wertvolles Offenlandhabitat für Heidelerche, Kreuzotter und co. zu erhalten.
Daraufhin wurden verschiedene Pläne entwickelt, wie dieses Ziel am besten zu erreichen sei. Viele Ideen scheiterten jedoch an der Machbarkeit, an der Zustimmung von Behörden oder Geldmangel – zwischen den Akteuren herrscht seitdem ein eher angespanntes Verhältnis.
Beim aktuellen Freihaltungsversuch werden Ziegen und Pferde eingesetzt, die auf gekoppelten Teilflächen weiden. Diese reichen jedoch nicht aus, um die Kraft der Bäume zurückzudrängen. Es breiten sich Pappeln, Birken und Kiefern auf dem Gelände aus. Viele Heidesträucher sind überaltert und brechen langsam auseinander. Hier und da zeigen sich auch junge Pflanzen, sie sind jedoch nicht flächendeckend vorhanden. Um die Fläche effektiv offen zu halten, müssen neue Ansätze her – oder sind die starken Mühen und Aufwendungen zu viel und man sollte der Natur hier ihren Lauf lassen?
Die Zeit wird zeigen, welche Methoden die lokalen Akteure entwickeln werden. Nach vielen Meinungsverschiedenheiten in den vergangenen 30 Jahren bleibt zu offen, dass für alle eine gut Lösung gefunden werden kann.